Schön sehen sie aus, meine Eltern auf ihrem Verlobungsfoto. Auf der Rückseite steht in der unverwechselbaren Handschrift meiner Mutter „Nikolaustag, Dezember 1945”. Der Krieg war vorbei, die Niederlande befreit. ¶ Extra fein angezogen haben sie sich. Vielleicht hat er sie mit dem Fahrrad abgeholt, und sie saß hinten auf dem Gepäckträger, ihre Arme um ihn geschlungen. In jede Kurve hat sie „bitte nicht so schnell, Johannes!” gerufen. Ich kann nur mutmaßen, nicht mehr fragen. Johannes starb vor 18 Jahren, einige Zeit nach seiner Pensionierung. Meine Mutter wird es nicht mehr wissen, wie sie so vieles nicht mehr weiß. ¶ Das Foto sollte so etwas wie ein Versprechen sein: Bald werden wir heiraten, eine eigene Familie gründen, Kinder groß ziehen. Die schlechten Zeiten sind vorbei, die Zukunft gehört uns. Und so kam es auch. Man kann es auf diesem Foto schon sehen. Sie voller Liebe, Fröhlichkeit und Optimismus, er verantwortungsvoll und ernster, aber nicht ohne Schalk in den Augen. Zusammen bildeten sie mein glückliches Elternhaus. Ein warmes Gefühl durchströmt mich, wenn diese beiden Menschen mich aus ihrer Vergangenheit anschauen. | Janneke, 56