CHARISMA

Starke Frauen, ausgeprägte Persönlichkeiten.
Einblicke in spirituelle und doch auch sehr reale Klosterwelten

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Sr. M. Regina (37)

Essen

Mit 17 war ich eine Woche in Taizé, wo junge Menschen aus aller Welt zusammenkommen, um zu beten und Gottesdienste zu feiern. Später, während meines Studiums, habe ich mich im Internet über verschiedene Orden informiert. Irgendwann wurde mir klar, dass die Augustiner Chorfrauen meine Wahl sind. Diese Gemeinschaft kombiniert das Kontemplative mit Bildung und Erziehung. So kann ich als Lehrerin arbeiten und mich ebenso den Gebeten und dem klösterlichen Leben widmen. Ideal!

Unser Gymnasium in Essen hat einen sehr guten Ruf. Wir haben Schülerinnen und Schüler vieler Nationalitäten und Religionen. Das macht wirklich Freude! Ich bin glücklich über den Kontakt mit jungen Menschen (und vor Fußballspielen und Schneeballschlachten drücke ich mich nie).

Augustiner Chorfrauen

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Sr. Maria-Raphaele (83)

Neuenbeken

20 Jahre war ich als Missionsschwester in Südafrika. Ich habe dort mit großer Freude in einer Township gearbeitet – durchaus auch interreligiös. Es war eine prägende Erfahrung, nicht leicht, aber erfüllend. Es folgten Jahre in einem kleinen internationalen Konvent in Rom, und dazwischen immer wieder in Deutschland. Kurz vor meinem 70. Geburtstag bin ich dann endgültig zurückgekehrt.

Persönlich bin ich tief verankert im katholischen Glauben, aber wenn andere aus der Kirche austreten, kann ich es verstehen. Die Stellung der Frauen sollte unbedingt gestärkt werden, und die Aufhebung des Pflicht-Zölibats würde ich für angemessen halten. Nicht, dass damit alle Probleme gelöst wären, aber wir brauchen mehr Offenheit. Ob ich das noch erleben werde?

Missionsschwestern vom Kostbaren Blut (Mariannhiller Missionsschwestern)

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Sr. M. Hannelore (61)

Berlin

Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal als Ordensfrau einen Hospizdienst für AIDS-Erkrankte in Berlin leiten würde! Nach meinem Abi habe ich Theologie studiert, aber das war sehr theoretisch, daher also doch lieber eine Krankenpflegeausbildung: Den Menschen tatkräftig zu helfen, das war und ist mein Ding. Mit 27 Jahren dann bin ich Franziskanerin geworden.

In unserem kleinen Konvent hier leben wir zu Dritt und arbeiten als Team. Fundiertes Wissen über HIV/AIDS ist wichtig, um den besonderen Bedürfnissen dieser Patientengruppe gerecht zu werden. Es geht um Lebensqualität bis zuletzt. Zudem machen wir Schulungen für unsere Ehrenamtlichen sowie für Fachpersonal.

Ich lerne jeden Tag von den Sterbenden und hoffe, dass ich diese Arbeit noch lange machen kann.

Franziskanerinnen von Münster St. Mauritz (Mauritzer Franziskanerinnen)

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Sr. Anu (34)

Oelde

Wir waren drei Mädchen zu Hause, Remia, Ragi und ich, die Jüngste. Unsere Familie ist sehr gläubig.

Mit 15 Jahren bin ich in unsere Gemeinschaft eingetreten. Hier sagt man, das ist sehr jung, aber in Indien ist das nicht ungewöhnlich. Einige Tanten und meine älteste Schwester sind auch Ordensschwestern.

Nun lebe ich schon seit 2009 in Deutschland. Es war nicht immer einfach, aber mir hilft das Beten. In Indien sind wir bei den Armen und Kranken, wir leben oft in den Familien, versorgen alle und pflegen die Sterbenden. Hier arbeite ich als Krankenschwester. Zum Teil wird unser Gehalt in Indien sinnvoll für Zwecke des Ordens verwendet. Das gibt mir ein gutes Gefühl.

Dina Sevana Sabha (Dienerinnen der Armen), Oelde

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Sr. Hildegard (65)

Werl

Nie hätte ich gedacht, dass ich einmal Ordensfrau werden würde. Als junges Mädchen meinte ich zu wissen: „Dort kriegen mich keine zehn Pferde hin – niemals!“ Ich hatte einen Freund, ein eigenes kleines Auto und träumte von einer Familie mit mindestens vier Kindern.

Es kam jedoch anders. Nach Ausbildung, Eintritt und Praxisjahren habe ich die Großküche des Ordens geleitet und jeden Tag für 200 Personen gekocht. Da war ich in meinem Element.

Damals waren wir 50 Schwestern, jetzt sind wir nur noch neun. Ich bin bei weitem die Jüngste und wurde 2009 zu meinem Entsetzen zur Oberin gewählt. „Von der Küche in die Verwaltung, wie soll das gehen?“ habe ich gedacht. Aber es gab von vielen Seiten Hilfe, und jeden Morgen bete ich zum Heiligen Josef, er möge mir beistehen. Und das tut er!

Ursulinen

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Sr. M. Catherine (76)

Bad Driburg

Vor fünf Jahren hatte ich mein 50jähriges Ordensjubiläum. Damals war ich noch Oberin in den Vereinigten Staaten. Unsere täglichen Gebetszeiten habe ich auch an diesem Tag selbstverständlich eingehalten.

Nun bin ich seit zwei Jahren in Bad Driburg, wo die weltweite Ordensleitung angesiedelt ist. Wir leben hier bescheiden und sind, da wir nur für Gotteslohn arbeiten, auf milde Gaben angewiesen. Entsprechend unseren Ordensregeln verbringen wir den Großteil des Tages schweigend und betend.

Meine Funktion als Rätin in der Ordensleitung ist auf acht Jahre begrenzt. Danach hoffe ich, in eines unserer amerikanischen Klöster zurückkehren zu können. Dann wäre ich mit Gottes Segen 82 Jahre alt.

Dienerinnen des Heiligen Geistes von der ewigen Anbetung (Steyler Anbetungsschwestern)

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Sr. Lucia Maria (64)

Münster

Als ich fast 50 Jahre alt war, habe ich die Ausbildung zur Pastoralreferentin absolviert. Das war ganz schön stressig. Während dieser Zeit habe ich als Ausgleich für mich das Laufen entdeckt. Seitdem bin ich zehnmal Marathon gelaufen! Der Rhythmus meiner Beine hilft mir beim Meditieren, da kommen auch religiöse Gedanken hoch. Als Kind schon war ich immer auf der Überholspur und habe am liebsten das getan, was das Leben spannender macht. So ist das heute immer noch.

Mit 22 bin ich ins Kloster eingetreten und wurde als Krankenschwester in allen unseren Häusern eingesetzt. Jetzt arbeite ich schon länger als Seelsorgerin im Clemenshospital, da, wo ich vor über vierzig Jahren als Krankenschwester angefangen habe. Mein Weg hat sich erst einmal gerundet. Mal schauen, was noch kommt!

Barmherzige Schwestern von der allerseeligsten Jungfrau und schmerzhaften Mutter Maria (Clemensschwestern)

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Sr. Kitonyi (39)

Maria Veen

Ich trage ein Armbändchen mit den kenianischen Farben, das erinnert mich an meine Heimat und meine Lieben dort. Ich bin mit neunzehn Jahren in Kenia ins Kloster eingetreten und kam später nach Deutschland.

Das ist nun schon fast 16 Jahre her. Der Orden hat es mir ermöglicht Theologie zu studieren, und ich arbeite jetzt als Pastoralreferentin. Ganz sicher werde ich irgendwann wieder in einem anderen Land eingesetzt werden. Das kann überall weltweit sein, wo unser Orden tätig ist. Insgeheim hoffe ich, vielleicht eine Zeitlang in meinem Geburtsland arbeiten zu dürfen. Das wäre gut!

Aber wo auch immer auf der Welt: Wenn es mir gelingt Grenzen abzubauen, Menschen mit Gott zu verbinden und Hoffnung zu wecken, dann bin ich in meinem Element.

Missionsschwestern vom Kostbaren Blut (Mariannhiller Missionsschwestern)

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Sr. M. Beate (47)

Oberzell

Nach meinem Abschluss als Diplom-Ingenieurin fand ich eine Stelle in einem internationalen Umweltberatungsbüro. Erst wurde ich in Würzburg eingesetzt, dann in Frankfurt, München und in Vicenza in Italien.

Viel später lernte ich die franziskanische Spiritualität intensiv kennen. Bei einem Aufenthalt in Assisi kam die Frage nach dem Eintritt in ein Kloster bei mir auf und hat mich dann nicht mehr losgelassen. Die Oberzeller Franziskanerinnen kannte ich mittlerweile schon. Die Gemeinschaft hatte es mir aufgrund ihres Engagements für benachteiligte Frauen angetan, und ich bat schließlich um Aufnahme. Damals war ich 39 Jahre alt. Jetzt bin die Nachhaltigkeitsbeauftragte unserer Kongregation und arbeite parallel dazu mit obdachlosen Frauen in Würzburg.


Dienerinnen der hl. Kindheit Jesu (Oberzeller Franziskanerinnen)

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Sr. Silvia-Johanna (55)

Münster

Von Haus aus bin ich evangelisch, aber wir waren nicht religiös. An der Realschule habe ich dann freiwillig den katholischen Reli-Unterricht besucht, und mit 15 entschied ich mich zu konvertieren. In meiner Familie haben alle darüber den Kopf geschüttelt… Damals habe ich schon intensiv über einen Klostereintritt nachgedacht. Aber als ich mich unsterblich verliebte, war der Traum vom Ordensleben vorerst ausgeträumt.

25 Jahre später kam dann ein unbestimmtes Gefühl der Leere in mir auf und wurde immer stärker. Da entschied ich mich letztendlich, bei den Vorsehungsschwestern einzutreten.

Zweifel an meinem Weg habe ich nicht und Zweifel an Gott schon gar nicht. Ich habe zu ihm gefunden und weiß, dass er mich nicht verlassen wird. Auch dann nicht, wenn ich ab und zu ungeduldig mit ihm bin.

Schwestern von der Göttlichen Vorsehung (Vorsehungsschwestern)

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Sr. M. Inigona (99)

Paderborn

Meine Eltern hatten einen kleinen Bauernhof, und ich war das Dritte von zehn Kindern. Meine ältere Schwester und ich sind ins Kloster gegangen, so war das.

Im Krieg wurde ich dann Krankenpflegerin. Immer, wenn es schwer war, galt: Zu Ehren Gottes, und an erster Stelle kommen die Kranken.

Jetzt versorge ich hier im Schwesternaltenheim die Lourdes-Grotte: Ich sorge für Blumenschmuck und Kerzen und schaue nach dem Rechten. Noch kann ich alles ohne Stock und ohne Brille, und hören kann ich gut. Singen weniger, aber dafür laut und gern.

Ich muss jetzt damit rechnen, jeden Tag abberufen zu werden. Vielleicht kommt der liebe Gott bald, vielleicht legt er auch noch etwas Zeit für mich drauf. Nun, wie es auch immer kommen mag: In Gottes Namen: „Amen.“

Barmherzige Schwestern vom Hl. Vincenz von Paul (Vincentinerinnen)